Wir hatten schon diverse Gelegenheiten dem Erfinder des Waterwolf Surfboard Markus Schilcher zu treffen. Er besucht uns regelmäßig in Berlin und zeigt uns die neuesten Prototypen.
Grund genug ein Interview mit Markus Schilcher zu führen, denn er ist einer der wenigen Elektro Surfbrett Hersteller, der schon genug Boards ausgeliefert hat, um von einer Serienproduktion zu sprechen.
Welche Sportarten hast Du als Teenager selber ausgeübt?
Markus Schilcher : Fußball, Tennis, Tischtennis, Schach, Snowboard (Pioneer 1986 und Deutscher Vizemeister in der Halfpipe 1990) Skifahren und Hobby Wellenreiter.
Wann hast Du das erste Mal an ein motorisiertes Surfbrett gedacht?
Markus Schilcher : Die Idee kam mir 1983 bei einem Surfurlaub in Biarritz. Ich hatte Probleme die Wellen im richtigen Moment zu erwischen und habe gegrübelt.. 2009 dann wieder das gleiche Problem aber inzwischen Maschinenbau Ingenieur. Da kam mir die Idee einen Motor unter dem Surfboard zu montieren.
Umweltfreundlichkeit war mir immer sehr wichtig, daher lag mein Fokus auf einem leisen Elektroantrieb für das Waterwolf Surfboard.
Wie hat Dein erster Prototyp ausgesehen?
Markus Schilcher : Ja gibt es. Hier:
Ich habe jahrelang in meiner Garage getüftelt. Ursprünglich war die Idee, dass der Motor mir nur hilft die Welle richtig zu erwischen.
Während der Entwicklungsphase und zahlreichen Versuchen stellte sich heraus, dass eine Welle nicht mehr unbedingt notwendig ist, da das Board ins Gleiten kommt und durch enge Kurvenfahrt eine eigene kleine Welle macht.
Daher der Solgan"Make your own wave".
Warum setzt Du auf einen Propellerantrieb.
Markus Schilcher : Generell kann man sagen , dass ein Jetantrieb wesentlich mehr (Akku-)Energie verbraucht und dadurch das Board wesentlich schwerer und dadurch unhandlicher wird oder die Laufzeit um einiges kürzer ist als beim Propellerantrieb.
Aber das war nicht das ausschlaggebende Argument für meine Auswahl.
Der große Vorteil des Propellerantriebs ist, dass man damit sehr enge Kurven fahren kann. Nahezu ohne Strömungsabriss auch in unruhigem Wasser (z.B. Kappelwellen am Meer) ist dies möglich, da der Drehpunkt des Boards direkt bei der Krafteinleitung ist.
Außerdem gibt es kaum ruckartiges Beschleunigen und Aussetzen, wie es beim Jetantrieb der Fall ist.
Die exakt richtige Lage des Propellers und ein paar andere spezielle Dinge des Antriebs herauszufinden, war ein langer Entwicklungsprozeß und sind patentrechtlich geschützt.
Generell kann man sagen, dass das Fahren mit den Jetboards eher vergleichbar mit Jetskifahren im Stehen ist.
Im Gegensatz dazu ist E-Surfen mit dem Waterwolf Surfboard eine Mischung aus Snowboardfahren und Wellenreiten.
Da auch keine Leine zum Lenken und Festhalten benötigt wird, entsteht (bei engen Turns) ein reines Surffeeling. Das macht den Waterwolf so besonders.
Wann hast Du entschieden ein Geschäft daraus zu machen?
Markus Schilcher : Ursprünglich (die ersten 2-3 Jahre) war es reines Hobby neben meiner Tätigkeit als Maschinenbauingenieur.
Da aber das Board bei jedem Test am See soviel Aufmerksamkeit erregte und die Leute dachten hier wird gerade der neue James Bond gedreht, ist 2013 der Zeitpunkt gekommen für "all in" um den nächsten Schritt, die Serienreife , realisieren zu können.
Denn von einem fertigen Prototypen bis zur zuverlässigen Serienreife bzw. um alle Kinderkrankheiten in den Griff zu bekommen ist es es ein langer und steiniger Weg.
Diese Serienreife hat der Waterwolf jetzt nach weiteren 2-3 Jahren mit unzähligen Testfahrten in unserem Testcentern am Starnbergersee und Gardasee erreicht.
Was waren die größten Herausforderungen?
Markus Schilcher : Das Erreichen der zuverlässigen Serienreife ist die größte Herausforderung und außerdem die bürokratischen Hürden für eine Zulassung zu bekommen.
Zudem kommt hinzu dass Deutschland zwar das Land der Gründer und Denker ist, es aber dennoch heute als Gründer sehr schwer ist von unseren Banken in Deutschland einen Kredit zu bekommen.
Es ist quasi unmöglich nur für eine Idee oder Vision. Daher musste ich mein Haus verpfänden, damit ich das Projekt Waterwolf vorfinanzieren konnte.
Ausserdem ist die Akku Technologie immer noch in den Anfängen und man muss stetig am Ball bleiben. Man betritt in jeglicher Sicht Neuland.
Elektronik und Wasser vertragen sich halt nicht besonders gut, insbesondere das hochleitende Salzwasser ist eine große Herausforderung.
Darum haben wir auch unsere Akkus mit sämtlichen Sicherheitsmechanismen versehen und auf kostgünstigere Akkusystem aus Asien verzichtet.
Zudem haben wir auch sehr viel Zeit und Geld in einen UN Test investiert, um die best mögliche Sicherheit garantieren und auch dokumentieren zu können.
Was war dein größter Erfolg?
Markus Schilcher : Schwer zu sagen, ich glaube es sind all die Erlebnisse und tollen Momente der letzten 6 Jahre welche mit Geld nicht aufzuwiegen sind und das tolle Feedback der Leute (mit sehr wenigen Ausnahmen natürlich), die mit dem Waterwolf gefahren sind oder einen gekauft haben.
Wie oft surfst Du Deine eigenen Boards?
Markus Schilcher : Ich mache alle Testfahren selber, daher stehe ich häufig auf dem Board. Das hilft mir auch den Kopf freizubekommen und es entstehen immer wieder neue Ideen und macht nach wie vor sehr viel Spaß und es macht etwas süchtig 😉
Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Den Waterwolf MPX (MPX steht übrigens motorised propeller drive unit) stetig weiter zu entwickeln.
Ich habe noch viele Ideen. Ausserdem natürlich den Sprung in die Profitabilität des Unternehmens. Die Weichen für die Zukunft sind gestellt.
Was ist Deine Meinung zu eFoils?
Markus Schilcher: Sehr spannende Geschichte so ein eFoil. Es ist eine andere Art sich im Wasser fortzubewegen, nicht vergleichbar mit dem herkömmlichen Surfen, da der direkte Wasserkontakt fehlt.
Es ist ein tolles Gefühl übers Wasser zu schweben. Da auch hier der sehr effiziente Propellerantrieb zum Einsatz kommt, ist der nächste Schritt zum Waterwolf Hydrofoil Board nicht mehr weit 😉
Ahh, gut zu wissen 😉
Danke, Markus!
Bereits 2018 konnten wir das folgende Video für den E-SURFER Youtube-Kanal drehen: